Der Kraulbeinschlag ist ein immer wieder – auch kontrovers – diskutiertes Thema. Welche Rolle spielt er, wie funktioniert er und wofür brauchen wir ihn eigentlich? Mit diesem Beitrag versuche ich, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen.
Vorweg: Welchen Beitrag der Beinschlag zum Vortrieb leistet bzw. leisten soll, hängt von der Schwimmdistanz und damit von der Intensität und der Wettkampfdauer ab. Ich habe noch nie einen guten Sprint gesehen, bei dem die Beine vernachlässigt worden wären. Gleichzeitig sieht man bei den langen Beckenwettkämpfen (800m und 1500m) erhebliche Unterschiede bezüglich des Gebrauchs der Beine. Ganz klar, die Empirie zeigt, man kann 1500m auch in Weltrekordzeit schwimmen und dabei die Beine mehr oder weniger hängen lassen. Meine Empfehlung: Schaut euch Aufzeichnungen von Olympischen Rennen an. Ihr werdet sehen, es gibt keine absolute Norm.
Grundsätzlich trägt der Kraulbeinschlag vergleichsweise wenig zum Vortrieb bei – man spricht von bis zu 5%. Gleichzeitig führt die große Beinmuskulatur zu einem relativ großen Sauerstoffverbrauch. Es gilt also bei langen Strecken einen guten Kompromiss zu finden. Und das gilt nicht nur für Triathlet:innen, die im Anschluss noch Rad fahren und laufen müssen.
Bedeutet das, man kann auf den Beinschlag verzichten? Das sicherlich nicht. Aber die Aufgabe des Beinschlags auf den langen Strecken besteht eben nicht darin, Vortrieb zu erzeugen. Stattdessen dient er dazu, die Beine in den Wasserschatten des Oberkörpers zu bringen und damit den gesamten Strömungswiderstand zu verringern. Ihr Beitrag ist also primär passiver Natur. Ich gehe sogar soweit, zu sagen, dass der hektische und energieintensive Beinschlag, den ich häufig bei Triathlet:innen beobachte, kontraproduktiv ist, da er eher dazu führt, die Beine absinken zu lassen.
Ein wichtiger Aspekt beim Beinschlag – und bei der Intention, die Beine an der Wasseroberfläche zu halten – ist die Beinschlagtechnik. Diese ist zwar vergleichsweise übersichtlich und unkompliziert, Fehler haben aber enorm negative Auswirkungen. Vier Aspekte sind im Wesentlichen zu beachten: Erstens, der Ursprung der Bewegung liegt im Becken, keinesfalls in den Knien. Zweitens, das Knie ist „semisteif“ – weder schwimmt man mit einem gestreckten Bein, noch sollte die Flexion übertrieben groß sein. Drittens, die Sprunggelenke sind vollkommen locker und entspannt – weder werden die Füße gestreckt, noch werden sie angezogen. Je flexibler und frei von Tonus das Sprunggelenk ist, umso besser. Viertens, die Beine nehmen eine leicht innenrotierte Haltung an, sodass der Fußrücken möglichst parallel zum Beckenboden ausgerichtet ist. Das beste Gefühl dafür bekommt man, wenn man all diese Aspekte mal im Becken variiert und dabei beobachtet, wie diese Variationen den Auftrieb der Beine beeinflussen.
Viel Spaß beim Training!
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