In diesem vorerst letzten Teil zur Atmung beim Kraulen werde ich versuchen, den Bewegungsablauf beim Atmen etwas aufzuschlüsseln, also in Einzelbewegungen aufzuteilen. Im letzten Beitrag hatte ich ja geschildert, dass einer der großen Fehler darin liegt, den Frontarm zu früh zu ziehen, anstelle ihn länger liegen zu lassen, um sich eine Art Tragfläche zu schaffen.

Mein erster Punkt wäre also die Frage, wann denn nun ein geeigneter Zeitpunkt wäre, die Zugphase des vorderen Arms einzuleiten. Meine Empfehlung: Näherungsweise dann, wenn der Einatemvorgang abgeschlossen ist. Ich sage „näherungsweise“, weil das kein superhartes Kriterium ist und sicherlich einiger Spielraum vorhanden ist, ich aber hier auch ein wenig vereinfachen muss. Aber als Orientierung taugt das ganz gut. Definitiv schafft man sich auf diese Art und Weise mehr Zeit zum Einatmen und – wie im vorherigen Beitrag geschildert – ruiniert seine Wasserlage weniger.

Wie lässt sich jetzt aber nun das Anheben des Kopfes beim Atmen verhindern oder zumindest verringern? Um das zu beantworten, hilft es, sich die Ursachen für diese Bewegung klarzumachen. Die erste Ursache liegt meines Erachtens darin, dass die meisten Schwimmer:innen beim regulären Schwimmen das Gesicht zu weit nach vorne orientieren. Und darum geht es dabei auch: Um Orientierung. Es hilft natürlich, nach vorne zu schauen, damit ich weiß, wohin ich schwimme. Aber es bleibt dennoch falsch. Von der Wasserlage mal abgesehen, neigt man damit beim Einatmen eben auch dazu, seitlich nach vorne einzuatmen. Dafür muss man den Kopf relativ stark anheben, da bekanntlich der Mund unter den Augen liegt. Dass die Augen dabei aus dem Wasser kommen, empfinden wir i.d.R. als recht angenehm, womit wir bei der zweiten Ursache wären. Der visuelle Sinn ist derartig dominant bei uns, dass wir uns sicherer beim Einatmen fühlen, wenn wir etwas sehen können. Andersherum fühlt es sich nicht so angenehm an, einzuatmen und dabei deutlich weniger zu sehen. Hier ist Übung und Überwindung gefragt.

Der erste Schritt zu einer verbesserten Kopfbewegung liegt also darin, mit einer relativ flachen Halswirbelsäule zu schwimmen und dabei das Gesicht mit nicht mehr als in einem Winkel von 30 bis 45° zur Senkrechten nach vorne zu orientieren.

Im zweiten Schritt orientieren wir uns beim Einatmen eher nach hinten als nach vorne. Eine gute Orientierung bietet die Vorstellung, das Kinn zur Schulter zu bewegen, womit die Vorwärtsbewegung des Kopfes beim Atmen unterbunden wird. Zusätzlich kann man sich natürlich auch einen sich mitbewegenden Punkt denken, den man beim Atmen in den Blick nehmen möchte.

Der dritte Schritt ist ein wenig „next-level“ und nach meiner Erfahrung nicht für jeden geeignet. Aber austesten sollte man es. Dabei hat man das Ziel, nicht nur das Kinn zur Schuler, sondern auch die Schläfe ins Wasser zu drehen. Um zu verstehen, was ich damit meine, muss man sich die seitliche Ansicht eines einatmenden Schwimmers vorstellen. Ziehen wir eine Linie durch Kinn, Nase und Mitte der Stirn, dann wollen wir, dass diese Linie beim Atmen möglichst horizontal bleibt bzw. möglichst wenig nach vorne ansteigt. Legen wir jetzt eine horizontale Achse senkrecht zur Bildebene durch die Nase, dann können wir diese Achse als Drehachse verstehen. Um diese Achse drehen wir das Kinn hoch und die Schläfe runter. Schon sind wir horizontal!

Der letzte Schritt kann helfen, muss aber nicht zwingend. Auch hier: Gerne ausprobieren, auch mehrmals, aber wenn es keinen Vorteil bringt, dann kann man es auch wieder lassen. Die Idee bei diesem Schritt besteht darin, nicht einfach eine Seitwärtsrotation mit dem Kopf durchzuführen, sondern eine Art Kreisbewegung, ähnlich wie der Verlauf der Sonne über dem Horizont. Dazu „fängt“ man die Überwasser-Hand auf der Atemseite mit dem Blick ein und folgt ihr dann mit dem Blick in ihrer Bewegung nach vorne. Dadurch kann es u.U. gelingen, etwas mehr Zeit für den Einatemvorgang zu generieren. Dieses Folgen der Hand muss man dann aber rechtzeitig abbrechen, damit man nicht in eine Ausgangslage zurückkehrt, in der man das Gesicht zu weit nach vorne orientiert hat – siehe oben.

Last not least: Der Atemvorgang fällt immer dann leichter, wenn wir einen vollständigen Armzug machen. Damit meine ich, dass wir uns aktiv nach vorne strecken und den Armzug nach hinten nicht abbrechen. Damit generieren wir Schub und damit Zeit.

Viel Spaß beim Üben!

(Du benötigst Hilfe? Dann melde dich gerne bei mir!)

Tags